Das Aufkommen von Online-Plattformen in den letzten Jahren hat zur Entstehung neuer Arbeitsformen wie Clickwork oder Online-Lieferdiensten geführt. Dieses Projekt untersucht die Auswirkungen digitaler Plattformen auf Reinigungsarbeit in Privathaushalten – ein bislang wenig erforschter Bereich von Plattformarbeit. In Deutschland werden haushaltsnahe Dienstleistungen wie Reinigung meist von weiblichen, gering qualifizierten, migrantischen Arbeitskräften erbracht. Diese Dienstleistungen sind häufig nicht angemeldet, was nicht nur das Funktionieren des Sozialstaates untergräbt, sondern auch Risiken für Beschäftigte und Kund*innen mit sich bringt. Durch plattformvermittelte Reinigungsarbeit eröffnen sich einerseits Möglichkeiten für flexible Arbeit und formelle Beschäftigung. Andererseits ergeben sich dadurch auch neue Herausforderungen in Bezug auf Arbeitsmarktregulierung und Arbeitsbedingungen.
Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, die Potentiale und Risiken plattformvermittelter Reinigungsarbeit aus der Perspektive von Reinigungskräften und Kund*innen zu untersuchen. Folgende Forschungsfragen stehen dabei im Vordergrund:
Was sind die Perspektiven, Erfahrungen und Arbeitsbedingungen von Reinigungskräften, die ihre Haushaltsreinigungen über Online-Plattformen anbieten?
Wie beeinflussen digitale Plattforminfrastrukturen die Arbeitsbedingungen und Erfahrungen von Reinigungskräften sowie die Motive von Kund*innen?
Welche Handlungsempfehlungen lassen sich aus diesen Erkenntnissen für die Gestaltung und Regulierung von plattformbasierter Reinigungsarbeit im Haushaltsbereich ableiten?
Aufgrund des explorativen Charakters dieses Forschungsprojekts wird ein Mixed-Methods-Ansatz angewendet:
Zudem wird eine Reihe semi-strukturierter Interviews mit Reinigungskräften und Kund*innen einer der größten Plattformen zur Vermittlung von Haushaltsreinigungen in Deutschland durchgeführt. Dadurch sollen die Erfahrungen und Perspektiven von Reinigungskräften sowie die Motive von Kund*innen, die diese Dienstleistungen nutzen, beleuchtet werden. Die Interviews werden mithilfe eines Grounded-Theory-Ansatzes ausgewertet.
Ergänzt werden diese qualitativen Methoden durch eine Online-Befragung von Reinigungskräften einer der größten Plattformen in Deutschland, die Haushaltsreinigungen vermittelt. Die Befragung basiert auf den Interviewergebnissen und ermöglicht somit ein umfassenderes Verständnis der Erfahrungen und Arbeitsbedingungen von Reinigungskräften.
Das Projekt läuft von 1.4.2020 bis 31.3.2022 und wird von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert.
Das Projekt wird von der Wirtschaftsuniversität Wien, Department für Sozioökonomie, und der TU Berlin, Fachgebiet Arbeitslehre/Ökonomie und Nachhaltiger Konsum (ALÖNK) durchgeführt.
Ansprechpartnerin an der TU Berlin: